Anna Goldsteiner

Taglöhnerin. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1899    † 1944

 

Lebenslauf

Anna Goldsteiner (geb. Stubenvoll) wurde am 17.6.1899 in Wien geboren. Sie arbeitete als Taglöhnerin in Pulkau (Niederösterreich). 1941 war sie in der NS-Frauenschaft. Sie war verheiratet und Mutter von 4 Söhnen:
Johann, geb. 14.11.1924, gest. 06.12.2008
Franz, geb. 13.11.1925, gest. 26.03.1990
Rudolf, geb. 09.04.1927, gest. 02.05.1958
Ernst, geb. 05.09.1928, gest. 17.12.1957

Organisation einer antinazistischen Jugendbewegung

Anna Goldsteiner organisierte in Pulkau eine antinazistische Jugendbewegung.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 1. 11. 1943 wurde Anna Goldsteiner verhaftet und am 17. 4. 1944 zum Tode verurteilt. Am 5.7.1944 wurde sie im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Aus dem Urteil

„Sie [die Angeklagten] gaben der illegalen Vereinigung den Namen ’Ewig treu mein Österreich‘. Als Erkennungszeichen waren Arm- und Halskettchen, ein buntes, möglichst rotes Halstuch, am Rockaufschlag ein Kreuz und bei Nacht eine Leuchtplakette vorgesehen, Seidenhemden und lange hintergekämmte Haare (so genannten ’Schlurfschnitt‘) zu tragen. Nach diesem Haarschnitt nannten sie sich selbst die ’Schlurfe‘. Auch ein besonderer Gruß war vorgesehen. (…) Anna Goldsteiner hat durch ihr verbrecherisches Verhalten ihr eigenes Kind und andere junge Menschen auf die schiefe Bahn gebracht. Für ihre charakterliche Minderwertigkeit ist es besonders bezeichnend, dass sie nicht davor zurückschreckte, den Angeklagten [Franz] Frischauf zum Diebstahl an seinem eigenen Lehrherrn zu veranlassen, wobei sie noch dazu wusste, dass dieser als Gegenleistung für das Diebsgut von ihr erhaltene Waffe zu Mordanschlägen verwenden wollte. Selbst wenn das Gesetz für das von der Angeklagten Anna Goldsteiner begangene Verbrechen der Wehrkraftzersetzung nicht die Todesstrafe als einzige Sühne vorgesehen hätte, so hätte das unverantwortliche verbrecherische Treiben dieser Angeklagten auch im übrigen durch keine andere Strafe angemessen geahndet werden können.“

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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